Die Bauanleitung für ein Langschwert

Hier wollen wir Euch unsere ersten Erfahrungen beim Waffenbau näherbringen, um Euch den Bau Eurer ersten Waffe ein wenig zu erleichtern. Als Beispiel wird hier ein einhändiges Langschwert genommen, wobei die meisten anderen Waffen leicht davon abgeleitet werden können.
Falls Ihr noch Fragen habt, mailt einfach an Gruppe@high-fantasy.de

Materialien, Werkzeuge und Hilfsmittel
Vom Entwurf bis zum Kleben
Schleifen und Löten
Das Latexen
Griff und Puder

Materialien, Werkzeuge und Hilfsmittel

Vom Entwurf bis zum Kleben

Da es sich beim Langschwert um eine einhändig geführte Waffe handelt, darf es eine Gesamtlänge von 110 cm nicht überschreiten, d.h. alle Schwerter, die länger sind, werden auf LARPs nur als zweihändige Waffe zugelassen. Ein Schwert setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, nämlich aus Knauf, Griff, Parierstange, Klinge und Spitze.
Um das Kämpfen mit Latexschwertern zu einer ungefährlichen Angelegenheit zu machen, ist es notwendig, sowohl auf sichere Materialien, als auch deren ordnungsgemäße Verarbeitung zu achten. Damit beispielsweise der Kernstab des Schwertes nicht zerbrechen und austreten kann, sollte man unbedingt Glasfaserstäbe verwenden, da dieses Material sowohl elastisch als auch stabil genug ist und nicht splittert. Diesen Rat solltet Ihr wirklich unbedingt befolgen, unsere eigenen Experimente mit Besenstielen für Kampfstäbe schlugen jedenfalls schon beim ersten Kampf jämmerlich fehl :o(
Auch zum Schaumstoff, der zum Abpolstern der Waffe verwendet wird, sind einige Anmerkungen zu machen. Es gibt Schaumstoff mit offenen und geschlossenen Poren, zum Bau von Latexwaffen darf aber nur Schaumstoff mit geschlossenen Poren verwendet werden, da das Latex bei offenen Poren in den Schaumstoff eindringen würde und keine glatte Oberfläche zustande kommen würde. Wir haben Isomatten verwendet (10 mm dick). Solltet Ihr auch mit Isomatten arbeiten wollen, so achtet unbedingt darauf, Exemplare zu kaufen, die nicht mit Kunststofffolie beschichtet sind (da sich diese beim Latexen ablöst) oder aus zwei Schichten besteht; außerdem auf die geschlossenen Poren achten.
Idealer zum Waffenbau ist aber Schaumstoff (mit geschlossenen Poren, wichtig, wichtig!), der in Bahnen/Rollen im Fachhandel erhältlich ist, da man dann mit unterschiedlichen Dicken arbeiten kann (ca. 5 mm dicker Schaumstoff für Ober- und Unterschicht des Schwertes - wird später erklärt; ca. 10 mm dicker Schaumstoff für die Mittelschicht, das entspricht in etwa der Dicke des Kernstabs). Dadurch wird die Klinge insgesamt nicht zu dick und klobig.

Doch nun zur Aufteilung des Schwertes in seine einzelnen Bereiche:
Die Spitze des Schwertes, also der Bereich, in dem kein Kernstab ist, sollte ca. 6 cm lang sein (weniger ist zu gefährlich, längere Spitzen neigen zum Abbrechen). Da unser Kernstab 100 cm lang ist, sollte der Knauf dementsprechend 4 cm Überstand haben (also ca. 4 cm, die über den Kernstab hinausgehen), so daß sich die Gesamtlänge von 110 cm für das Schwert ergibt.
Die Länge des Griffs hängt von der Größe Eurer Hand ab. Ihr solltet einen Besenstiel umfassen, abmessen, wieviel Platz Eure Hand benötigt und 2 cm hinzurechnen (für ein wenig Bewegungsfreiheit).
Die Parierstange nimmt ca. 6 cm der Schwertlänge ein, kann jedoch nach Euren Designvorstellungen des Pariers abgewandelt werden.
Die Länge der Klinge berechnet sich wie auf der Zeichnung angegeben.

Ihr solltet Euch nun zuerst eine Schablone für Klinge (inklusive Spitze), Parierstange und Knauf. Für den Griff ist keine Schablone notwendig, da er nicht aus Schaumstoff gefertigt wird. Die Form der Klinge wird nun dreimal auf Schaumstoff übertragen (z.B. mit Edding, probiert einfach, welcher Stift auf dem Schaumstoff gut sichtbar ist) und dann mit Hilfe eines Teppichmessers ausgeschnitten. Dabei sollte auf möglichst saubere und senkrechte Schnitte geachtet werden, Feinheiten und Verzierungen werden aber besser erst nach dem Verkleben eingearbeitet. Aus einem der drei Klingen-Schaumstücke muß außerdem die Aussparung für den Kernstab ausgeschnitten werden, da die Einzelteile später wie folgt verklebt werden:

Ebenso verfährt man mit den Teilen für Parierstange und Knauf. Bevor man nun zum Verkleben der Rohteile kommt, wird die Spitze des Glasfaserstabs mit zwei Lederstreifen abgeklebt, um sich beim eventuellen Splittern der Stange vorm Austreten spitzer Teile zu schützen.
Jetzt wird die Stange ,ein ganzes Klingenteil und das Klingenteil mit der Stangenaussparung mit Patex bestrichen (am besten einen Spachtel zum Verteilen verwenden). Es sollte unbedingt Patex (von Henkel) benutzt werden, da es keinen Klebstoff gibt, der nach dem Trocknen genauso elastisch bleibt. Wenn das Patex angetrocknet ist, werden beide Schaumstoffteile aufeinander gepresst.
Der Kernstab muß nun sofort in die Mitte gepresst werden, wobei man aufpassen sollte, daß die Stange nicht an den Seiten des Mittelteils hängenbleibt (am besten die Kontaktflächen des Schaumstoffs beim Einlegen der Stange gut auseinanderziehen). Nun wird das dritte Klingenteil und die Kontaktfläche des Mittelteils gepatext und nach dem Antrocknen miteinander verklebt.
Ist das Kleben der Klinge abgeschlossen, verklebt man in gleicher Art und Weise die Teile der Parierstange und des Knaufs. Die Parierstange muß auch direkt mit den Klingenteilen verklebt werden.
Um dem Parier mehr Halt zu geben, haben wir für die mittlere Schicht etwas härteren Schaumstoff verwendet. Eine weitere Möglichkeit wäre, Leder anstatt oder zusätzlich zur Mittelschicht zwischen die Außenschichten zu kleben. Bei Zweihändern mit größeren Parierstangen könnten auch zwei kurze Querstangen zur Verstärkung mit eingebaut werden, das haben wir aber noch nicht ausprobiert. Der Knauf wird natürlich ans Ende der Stange geklebt, denn da muß er ja hin.

Schleifen und Löten

Wenn das Schaumstoffskelett nach dem Kleben gut ausgetrocknet ist (am besten über Nacht trocknen lassen!), werden die Schrägen für die Klinge angezeichnet. Die Klingenschneide braucht dabei nicht breiter als 1-5 mm sein, unsere eigenen sind leider etwas zu dick geworden (was auch daran liegt, daß wir drei Schaumstoffschichten a 10 mm verwendet haben, unsere Schwerter also 3 cm dick sind, da hätten zu schmale Schneiden ziemlich lächerlich ausgesehen).

Viele Leute, die LARP-Schwerter selbst bauen, verwenden zum Zuschneiden der Klingenschräge ein Teppichmesser. Damit haben wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht (was vielleicht auch an den schlechten Teppichmessern gelegen haben mag). Wir haben daher ein wenig herumexperimentiert und letztendlich festgestellt, daß ein Schleifgerät perfekt zum Abschleifen der Klingen geeignet ist.
Am besten arbeitet Ihr zu zweit, ein Schleifer und einer, der das Wegrutschen des Schwertes verhindert. Da die Schleifmaschine recht viel auf einmal wegschleift, muß sehr vorsichtig gearbeitet werden, so daß genau bis zu den vorher angezeichneten Linien geschleift wird. Der Schaumstoff muß eine glatte Oberfläche haben, damit später beim Latexen eine glatte Schicht erreicht wird. Es ist daher sinnvoll, mit der Schleifmaschine evtl. vorhandene unebene Kleberänder nachzuarbeiten.
Die Schleifmaschine läßt sich übrigens auf keinen Fall durch einfaches Schleifpapier ersetzen, da erst die Geschwindigkeit der Schleifmaschine eine glatte Oberfläche bewirkt.

Bevor man nun mit dem Latexen beginnt, besteht noch die Möglichkeit, Klinge, Parier und Knauf mit Verzierungen zu versehen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten (wenn nicht noch mehr).
Großflächige Verzierungen können aus zusätzlichem dünnen Schaumstoff ausgeschnitten und auf das Schwert geklebt werden (natürlich wieder mit Patex). Wir haben zur zweiten Möglichkeit gegriffen und Muster mit Hilfe eines Lötkolbens in die Schwertoberfläche geätzt.
Das Muster sollte vorher mit einem Edding oder ähnlichem auf das Schwert aufgezeichnet werden und braucht dann nur noch mit dem Lötstab weggeschmolzen werden.
Da die Verbrennung von Schaumstoff nicht gerade gesundheitsfördernde Dämpfe hervorbringt (und wie die Hölle stinkt), kann diese Arbeit nur im Freien gemacht werden. Zusätzlich sind Gasmasken eigentlich unerläßlich :o) (eine einfache Atemmaske tut es vielleicht auch).

Das Latexen

Damit das Schwert eine ausreichend dicke Latexschicht hat, müssen insgesamt 6-8 Schichten reines Latex und anschließlich ca. 4 Schichten abgetöntes Latex aufgetragen werden. Das Latexen sollte, ebenso wie das Löten, im Freien vorgenommen werden, weil der Geruch der Latexmilch enorm an Kuhdung erinnern läßt.
Eine frische Latexschicht muß vor dem Auftragen der nächsten Schicht gut trocknen. Nach der ersten Schicht solltet Ihr ungefähr zwei Stunden warten, bevor Ihr zur nächsten Schicht übergeht. Zwischen allen weiteren Schichten genügen 20 bis 30 Minuten Wartezeit (je nach Luftfeuchtigkeit und Außentemperatur), weil das Latex nun nicht mehr in den Schaumstoff eindringt, sondern auf einer bereits vorhandenen Latexschicht trocknen kann. Der Trockenvorgang kann durch Fönen beschleunigt werden, man darf jedoch nie zu nah herangehen (nur handwarm fönen), damit das Latex keinen Schaden nimmt.

Zum Latexen sind besonders 1,5 bis 3 cm breite Flachpinsel geeignet. Der Pinsel muß nach jeder Latexschicht mit heißem Wasser gründlich ausgewaschen werden. Um möglichst alle Latexreste aus dem Pinsel zu entfernen, haben wir unsere Pinsel am "Haaransatz" mit Paketklebeband umklebt, damit das Latex nicht den gesamten Pinsel durchdringt. Nach dem Auswaschen haben wir jedesmal das Paketklebeband entfernt und die noch im Pinsel verbliebenen Latexreste mit einer Drahtbürste ausgekämmt.
Trotzdem: immer Mal einen neuen Pinsel; wer an Pinseln geizt, hat auf der Oberfläche seines Schwertes irgendwann kleine gemeine Latexkrümel, die mit jeder neu aufgetragenen Latexschicht immer größer werden.

Doch nun zum Abtönen der Latexmilch für die letzten vier Schichten. Dazu geeignet sind Abtön- und Acrylfarbe. Als Farben eignen sich schwarz, sowie silber und bronze für Klinge und Verzierungen besonders gut, wobei bei metallfarbenen Farben darauf geachtet werden muß, daß keine Metallpartikel in der Farbe enthalten sind.
Das Mischverhältnis von Latexmilch und Farbe können wir schwer rekonstruieren, das Latexanteil ist aber in jedem Fall überwiegend.
Das größte Problem besteht darin, daß die Farbe beim Mischen ganz anders aussieht, als nach dem Trocknen (worauf es ja letztendlich ankommt). Das liegt daran, daß die Latexmilch unverarbeitet weiß ist (mit schwarz gemischt also grau ergibt), nach dem Trocknen aber durchsichtig wird und nur der Schwarzanteil sichtbar bleibt, also nicht zuviel Abtönfarbe untermischen.
Bei den ersten beiden Farbschichten braucht die Farbe nur im groben mit dem erwünschten Endresultat übereinstimmen, die letzten beiden Schichten sind entscheidend.
Zum Schluß werden die Verzierungen mit einem dünnen Pinsel nachgezeichnet, die farblich abgesetzt werden sollen.

Griff und Puder

Nachdem Klinge, Parier und Knauf fertig sind, muß der Griff verkleidet werden, der bisher nur aus dem Kernstab besteht.
Wir haben den Kernstab zuerst mit dicker Schnur umwickelt und die Enden mit Patex befestigt. Die Dicke des Griffs hängt von der Größe der Hand ab, die das Schwert führen soll, also einfach ausprobieren. Dann haben wir den Griff mit Leder ummantelt. Dazu wird ein rechteckiges Stück Leder, das Grifflänge mal Griffumfang groß ist, zugeschnitten, das an den Längsseiten gelocht wird und durch diese Löcher mit einer schönen Schnur zusammengeschnürt wird.
Zum Schluß muß die gesamte Latexfläche noch gepudert werden (mit Babypuder oder Talkumpulver), damit die Oberfläche nicht klebrig ist. Sie kann sonst im Kampf leicht aufreißen, wenn zwei Klingen aufeinanderprallen. Falls die Waffe durch das Pudern zu weiß wird, einfach mit einem leicht feuchten Lappen abwischen.

Viel Spaß beim tagelangen Basteln!

Sandra "the Gurbl" Meißl